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Marienaltar geöffnet

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Außenseite des linken Altarflügels

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Mittelfigur Madonna von Lourdes

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Petrus tauft seine Gefängniswärter

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Verkündigung an Maria

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Papst Pius V. ruft Maria vor der Seeschlacht bei Lepanto an

MARIENALTAR

Der von der Madonna von Lourdes bekrönte Marienaltar an der Westwand des Oratoriums auf der Evangelienseite ist eine Stiftung des Jesuiten Freiherrn von Oberkamp aus dem Jahr 1884, der von namhaften belgischen Künstlern in den Jahren bis 1890 verfertigt wurde und deshalb schon wegen seiner Herkunft ein künstlerisches Unikum im süddeutschen Raum ist.

Trotz seiner fast volkstümlich-naiv anmutenden Darstellungen ist er zudem programmatisch ein Manifest des Ringens der katholischen Kirche um Selbstbehauptung und den Erhalt der Macht des Papsttums im sog. Kulturkampf des späten 19. Jahrhunderts.

Die starke Farbigkeit des Altars, der nun wieder an seinen ursprünglichen Platz zurückgekehrt ist, wurde behutsam konserviert und gereinigt.

Weiterführende Informationen:
Der Auftrag für den Marienaltar wurde 1884 durch Frhrn. von Oberkamp - wohl um wegen der thematischen Ausrichtung Problemen mit der künstlerischen Ausführung im Deutschland des Kulturkampfes aus dem Wege zu gehen - an belgische Künstler von internationalem Ruf vergeben: Jean Baptiste Charles François Baron de Bethune d’Ydewalle aus Gent (Entwurf), Léopold Blanchaert aus Maltebrugghe (Bildhauerarbeiten), Jules Helbig aus Liège (Gemälde) und Adrien Hubert Bressers-Blanchaert (Fassmalerarbeiten).

Das ikonographische Programm des Altares, der künstlerisch einen fast naiv-volknahen Ton anschlägt, steht in engstem Zusammenhang mit den durch Papst Pius IX. erlassenen Dogmen der Unbefleckten Empfängnis (1854) und der päpstlichen Unfehlbarkeit (1869/70) sowie Heiligsprechungen von Märtyrern und Begebenheiten aus dem Leben des Papstes; eine Tafel an der rechten Stipesseite weist nochmals explizit auf die Widmung an den 1878 verstorbenen Papst hin, unter dem u.a. der hl. Bonifatius heilig- und der Jesuit Petrus Canisius seliggesprochen wurden und kirchliche Neuordnungen in mehreren Ländern vollzogen wurden, unter dem aber auch der Verlust des Kirchenstaates sowie - infolge des Unfehlbarkeitsdogmas - die Abspaltung der Altkatholiken erfolgten:

DEO OPTIMO MAXIMO
IN HONOREM MATRIS DEI MARIAE PRIMA LABE IMMVNIS
ALTARE EXTRVCTVM A MDCCCLXXXVI.
PECVNIA COLLATA A SODALIBVS SOCIETATVM
QVAE REI CHRISTIANAE ET BAVARIAE INCOLVMITATI STVDENT
VT POSTERIS OB OCVLOS VERSETVR
DOGMA STATVENS MATREM DEI MARIAM ORIGINIS
CVLPA CARERE VI IDVS DECEMBRES A MDCCCLIV
CONCILIVM DCC. EPISCOPORVM COACTVM IN BASILICAM
VATICANAM INQVE EO DOGMA CONSTITVTVM
PONTIFICES MAXIMOS IN FIDEI ET MORVM DOCTRINA
AB ERRANDI PERICVLO ABESSE XIV KAL SEXST A MDCCCLXX.
HIERARCHIA APVD ANGLOS SCOTOS BATAVOS RESTITVTA
BONIFACII EPISCOPI ET MARTYRIS QVI CHRISTI FIDEM
IN GERMANIAM INTVLIT ET SANGVINE SANXIT
CVLTVS IN OMNES LATE REGIONES PROLATVS
PETRVS CANISIVS E. S. I. CATHOLICAE FIDEI
IN GERMANIA TVTOR ET VINDEX
AD CAELITVM BEATORVM HONORES EVECTVS
PIVS IX QVI XVI KAL QVINTILES A MDCCCLXXI.
PETRI ANNOS IN ROMANA SEDE
EX PONTIFICIBVS MAXIMIS VNVS PRAETERGRESSVS EST.


Übersetzung:
Dem allmächtigen Gott
Zu Ehren der von der Erbsünde freien Muttergottes
wurde dieser Altar errichtet im Jahre 1886
mit Geld, das von Mitgliedern der Gesellschaften, die sich für die Bewahrung der christlichen und bayerischen Angelegenheit einsetzen, gesammelt wurde,
damit den Nachkommen das Dogma der von der Erbsünde freien Maria,
das an den Iden des Dezember (8. Dezember) 1854 das in der vatikanischen Basilika versammelte Bischofskolleg beschlossen hat, vor Augen geführt werde und in gleicher Weise das in demselben [Kollegium] am 18. Juli 1870 beschlossene Dogma, dass die Päpste in der Lehre des Glaubens und der Sitten frei von der Gefahr des Irrtums seien.
Die kirchliche Hierarchie bei den Engländern, Schotten [Iren] und Niederländern wurde erneuert.
Die Verehrung des Bischofs und Märtyrers Bonifatius, der den christlichen Glauben in Deutschland eingeführt hat und mit seinem Blut bekräftigt hat, wurde weit in alle Regionen verbreitet.
Petrus Canisius aus der Gesellschaft Jesu, Bewahrer und Beschützer des katholischen Glaubens in Deutschland wurde zu den Ehren der himmlischen Seligen erhoben.
Pius IX., der am 15. Juni 1871 als einer der größten Päpste auf dem römischen Stuhl Petri jährliche Rentenzahlungen [durch den italienischen Staat] ablehnte.

Der letzte Satz bezieht sich dabei auf das von Papst Pius IX. ausgeschlagene, vom italienischen Staats angebotene sog. „Garantiegesetz“ von 1871, das ihm – nach vorangegangener Annexion des Kirchenstaates durch Italien – die persönliche Souveränität, eine Jahresrente von 3,25 Millionen Lire sowie die Überlassung der Paläste des Vatikans und des Laterans sowie der Villa Castelgandolfo zum Nießbrauch gewährt hätte. Mit dieser Ablehnung, nach der sich Pius IX. als Gefangener des Vatikans bezeichnete und sich nun auf die Unterstützung des von den Katholiken gestifteten „Peterspfennigs“ verlassen musste, blieb die sog. „römische Frage“ fast 60 Jahre bestehen, die erst durch die Unterzeichnung der Lateranverträge zwischen Benito Mussolini und Papst Pius XI. im Jahr 1929 zu einer Lösung gebracht wurde.

Stipes
Auf dem Stipes finden sich Darstellungen alttestamentarischer Vorläufer Mariens und Jesu: Judith, Melchisedech, Moses, Aaron und Esther.

Außenseite Flügel
Flankiert von den Schnitzfiguren der hll. Joseph, Petrus Faber, Bonifatius und Petrus Canisius finden sich auf den Flügeln Darstellungen der hll. Joseph Mart., Franz von Sales, Petrus de Arbues, Germana, Johannes Mart., Maria M. de Alacoque (links), Alfons de Liguori, Benedikt Labre, Albertus Magnus, Notburga, Petrus Claver und Johannes Berchmans (rechts).

Unter den genannten Heiligen befinden sich neben einer Reihe von Mitgliedern des Jesuitenordens, zu dem ja auch der Stifter gehörte und der von Papst Pius IX. gefördert wurde, auch Heilige, die als Vorläufer der Kirchenpolitik des Papstes angesehen werden können oder in der Mission tätig waren. So war z.B. der hl. Alfons Liguori einer der Vorkämpfer der Unfehlbarkeit des Papstes, während der hl. Petrus Arbues einer angeblichen Verschwörung von nur zum Schein zum Christentum übergetretenen Juden und dem spanischen Hochadel zum Opfer fiel.

Innenseite
Im Zentrum steht die Figur der Maria im Typus der unbefleckten Empfängnis (Immaculata) in einer rosenverzierten Grotte, die wohl auf die Marienvision der unbefleckten Muttergottes in Lourdes 1858 anspielt, darunter die Übergabe der Schlüssel durch Christus an Petrus als Hinweis auf die Legitimation des Papsttums. Die flankierenden Nischen zeigen oben Verkündigung und Mariä Tempelgang, darunter die von Papst Pius IX. heiliggesprochenen Märtyrer von Gorkum sowie die 26 japanischen Märtyrer von Nagasaki, unter denen sich auch Jesuiten befunden hatten. Die gemalten Flügelinnenseiten zeigen die Vertreibung Adams und Evas aus dem Paradies, die Geburt Mariens, das Martyrium des hl. Johannes Evangelist im Ölkessel sowie die hl. Agnes (links), das Pfingstwunder, die Krönung Mariens, die Taufe der Gefängniswärter durch Petrus sowie die Anrufung Mariens durch Papst Pius V. vor der Seeschlacht von Lepanto gegen die Türken.

Im Gegensatz zum christologischen Zyklus des Presbyteriums steht der Marien-Altar singulär als Monument der Verehrung Papst Pius' IX. in der Kirche; sein Stifter Frhr. von Oberkamp verlieh damit seiner Verehrung für die Haltung des Papstes und seiner (kirchen-) historischen Stellung eine Verbildlichung, die in ihrer Ikonographie diesen bereits fast selbst in eine heiligmäßige Sphäre erhebt.

Interview mit Veronika Disl, Diplomrestauratorin, Werkstätten Wiegerling, Gaißach

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